Sa. 28.02.2015
Nach knapp 6h Schlaf läutet unser Wecker um 8.00 Uhr morgens. Wir nehmen ein schnelles Frühstück in unserem Apartment ein und starten bald darauf die unmittelbaren Reisevorbereitungen: Bikes zusammen bauen, Taschen packen, Sonnencreme schmieren, GPS überprüfen, Hotel auschecken (unsere Bike-Bags können wir ohne Probleme im Hotel lassen) … unter großem Interesse satteln wir vor dem Hotel unsere Räder und fahren um ca. 12.00 Uhr bereits voll bepackt zum nahen Supermarkt, in dem wir noch etwas Proviant kaufen.
Danach geht es für uns richtig los – auf den ersten Kilometern aus dem Zentrum (Deira) lotst uns der GPS-Track hervorragend. Wir fahren die 3-spurige Abu Baker Siddique Road überraschend locker von Ampel zu Ampel. Spannender wird es dann auf der D93 und D54: 4-5 Spuren … an das Tempolimit von 80km/h mitten in der Großstadt hält sich kaum jemand. Stressig wird es aber nur, wenn zwei Spuren rechts abzweigen und wir gerade weiter müssen – dann heißt es gut vorausschauen und rechtzeitig auf die 3. Spur wechseln, währen links und rechts LKWs, PickUps und SUVs an einem vorbei brausen. Kurz darauf dann das gleiche Szenario, wenn zwei Spuren von rechts dazu kommen … zum Glück aber alles ohne eine heikle Situation.
Nach ca. 30km werden Häuser und Verkehr weniger. Wir rasten kurz im Schatten und naschen ein paar Datteln. Ein Auto hält an und ein Mann fragt uns, ob wir irgend etwas brauchen. Er habe uns vorbei fahren sehen und sei neugierig woher wir kommen und wohin wir reisen. Er zeigt sich verwundert, dass es uns in die Berge zieht, da seiner Meinung nach die Strecke an der Küste am schönsten sei. „In den Bergen sieht man ja nichts“, so sein Argument – wir planen unsere Tour deshalb natürlich nicht um 🙂
Nach Al Awir biegen wir in die E44 ein (Dubai – Hatta Road). Für die nächsten 40km strampeln wir auf dem breiten Seitenstreifen der Autobahn, zu der es durch die Wüste keine Alternative gibt.
Heikel wird es ab Nazwa (km 62), als der Seitenstreifen teils komplett von Wüstensand eingeweht ist. Zum Glück gibt es ab und zu Lücken im Verkehr, in denen wir Vollgas auf der 1. Spur in die Pedale treten, alle paar Meter einen leicht panischen Blick nach hinten, ob nicht ein dicker LKW angerollt kommt. Jetzt verstehen wir auch die Hinweisschilder „Tempo Minimum 60km/h“ sowie „Fahrrad verboten“ zu Beginn der Autobahn. Zum Glück wird es nie ungut – selbst die LKWs überholen sehr rücksichtsvoll in ordentlichem Abstand. Dennoch schenken wir der uns umgebenden Wüstenlandschaft mit ihren rötlichen Dünen, langen Schatten und windausgesetzten langen Kämmen nur wenig Aufmerksamkeit. Nur ab und zu halten wir an und genießen den klaren Fernblick über die faszinierende Wüste bis zu den im Hintergrund empor ragenden hellen Felswänden des gigantischen Hadschar-Gebirges.
Deutlich besser wird die Strecke für uns wieder in Madam (km 77) nach dem Kreisel auf die E55 – weniger (Schwer-)Verkehr und wieder ein großteils komplett freier, breiter Seitenstreifen. Da stört auch das Tempolimit von 140km/h nicht …
Die Sonne steht schon recht tief und wir beginnen Ausschau zu halten nach einem geeigneten Zeltplatz, was sich hier als gar nicht so einfach gestaltet. Der Wind weht kräftig und abzweigende Pisten sind relativ rar und meist tief sandig, sodass man mit Fahrrädern nicht wirklich vorwärts kommt. Eine testen wir an und kehren nach ein paar 100 Metern wieder um, nachdem wir bei einem an sich perfekt uneinsichtigen aber leider nicht windgeschützten Platzerl binnen kürzester Zeit komplett mit Wüstensand bedeckt sind. Also umsonst die Mühen durch den tiefen Boden, wir schieben die Bikes zurück zur Autobahn. Nach etwa 90km erreichen wir eine kleine Siedlung und biegen rechts in eine verlassene Schotterstraße ein. Am Rande der Siedlung richten wir im Schutz einer Betonmauer unseren Zeltplatz ein. Das Abendessen nehmen wir bereits mit Stirnlampe ein, nachdem es kurz nach 18.30 Uhr dunkel wird.
Schlafen werden wir in der ersten Nacht nicht sehr viel. Zu ungewohnt wie immer die erste Nacht im Zelt, zu laut die nahe Autobahn, zu nervös, ob uns nicht doch jemand entdeckt und bei uns neugierig anklopft. Ein paar Menschen sehen wir bereits in der Dämmerung an uns vorbei ziehen und Stimmen hören wir dann auch später, als wir bereits im Zelt liegen – aber offenbar tarnt uns die Dunkelheit wohlgesonnen.